„Uns wurde ein unglaubliches Geschenk zuteil“


Christiane Olk das erste Mal zum Thema „Hörimplantate“ recherchierte, wusste sie noch nicht, dass sie selbst nur wenige Jahre später von dieser Technologie profitieren sollte. Denn eigentlich war sie auf der Suche nach einer Behandlungsalternative für ihre hochgradig schwerhörige Mutter Waltraud Pelzer, bei der die konventionellen Hörgeräte schon lange nicht mehr halfen. Die Vorstellung einmal selbst so schlimm schwerhörig zu sein, wie ihre Mama, war für Christiane ein fast unerträglicher Gedanke. Schließlich wusste sie als Familienangehörige von gleich mehreren Betroffenen doch ganz genau, was ein Leben mit Hörverlust bedeutet. Erst als ihre eigene Schwerhörigkeit so weit fortgeschritten war, dass sie diese nicht mehr ignorieren konnte, stellte sich Christiane ihrer Diagnose und entschied sich für ein Hörimplantat. Eine Entscheidung, die ihr Leben, genau wie das ihrer Mutter zuvor, für immer veränderte und den beiden Frauen ein unglaubliches Geschenk machte: endlich wieder hören zu können. Doch Christianes und Waltrauds Biographien sind mehr als die Erfahrungen eines ganz besonderen Mutter-Tochter-Duos über ihr Leben mit Hörverlust in einer Kommunikationsgesellschaft. Es ist auch die Geschichte über Verdrängung und Rücksichtnahme, den Mut zur Akzeptanz und das Vertrauen darauf, dass am Ende alles gut wird.

Ein schlechtes Gehör liegt bei Christiane gewissermaßen in der Familie. Schon ihr Großvater litt unter Schwerhörigkeit – und auch seine beiden Töchter kämpften früh mit der Erkrankung. Im Alter von 60 Jahren wurde Christianes Mutter schließlich mit Hörgeräten versorgt. „Zu diesem Zeitpunkt war mein Hörverlust allerdings schon so weit fortgeschritten, dass mir die konventionellen Hörhilfen nicht mehr reichten. Faktisch machte es keinen Unterschied, ob ich sie trug oder nicht“, so Waltraud. Der Alltag gestaltete sich für die lebensfrohe Seniorin zunehmend schwieriger. In ihrem Beruf als Fachverkäuferin in der Familienmetzgerei, den sie aufgrund des Hörverlustes aufgeben musste, aber auch in vielen alltäglichen Situationen, etwa beim Arzt und bei Besuchen des Gottesdienstes benötigte sie familiäre Unterstützung und war auf die Hilfe ihres Ehemannes angewiesen. „Mit 70 Jahren war es schließlich so schlimm, dass ich praktisch nichts mehr hörte. Ich musste viel vom Mundbild abschauen. Gespräche waren sehr schwierig und oft voller Missverständnisse, was mir immer sehr peinlich war. Eigentlich war ich bis zu diesem Zeitpunkt immer unter Menschen, aber ich stellte fest, dass ich mich mehr und mehr zurückzog“, beschreibt Waltraud die massiven Auswirkungen.

Aus dem Wunsch heraus ihrer Mutter zu helfen, informierte sich Christiane über Behandlungsmöglichkeiten, die über das konventionelle Hörgerät hinausgingen. Bei den Recherchen für ihre Mutter stieß sie auf sogenannte Cochlea-Implantate (CI), die Hoffnung versprachen. Ein Besuch an der Uniklinik in Mainz und entsprechende Voruntersuchungen zeigten, Waltraud ist eine geeignete CI-Kandidatin. Bestärkt durch die positiven Erfahrungsberichte einer bereits versorgten Nutzerin und den vertrauensvollen Austausch mit dem verantwortlichen HNO-Arzt, ließ sich die Großmutter von drei Enkelkindern 2010 zunächst auf der rechten  Seite implantieren, drei Jahre später dann auf dem linken  Ohr. Mit großem Erfolg: „Bereits am ersten Tag nach der Aktivierung meines Audioprozessors hörte ich im Park die Vögel zwitschern. Ich war überwältigt. Ein Sprachverstehen hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, doch dies verbesserte sich durch die Reha und dann noch einmal mehr nach der Versorgung meines zweiten Ohres. Durch meine CIs kann ich am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, besuche Gottesdienste und Konzerte und kann gut Sprache und Musik verstehen. Alltäglichkeiten, wie Telefonieren, selbstständig Arztgespräche führen, ohne Hilfe mit Bus und Bahn fahren oder seit dem Tod meines lieben Ehemannes alleine in meiner Wohnung leben, das alles ist mir heute möglich und hat mir ein neues Selbstvertrauen geschenkt“, berichtet sie stolz von den lebensverändernden Verbesserungen, die sich dank ihrer Hörimplantate einstellten.

Christianes eigene Schwerhörigkeit, die sich seit vielen Jahren ebenfalls immer wieder bemerkbar machte, schob sie trotz der Recherchen für ihre Mutter lange zur Seite: „Vermutlich war es eine Mischung aus Verdrängung und Rücksichtnahme“, gesteht die dreifache Mama ehrlich. „Einerseits fiel mir natürlich hin und wieder auf, dass etwas nicht stimmte. Rückblickend betrachtet, traten meine ersten Hörprobleme schon im Studium auf. Im Hörsaal setzte ich mich beispielsweise immer in die vorderen Reihen, um der Vorlesung gut folgen zu können. Später ermüdete ich immer schneller bei Unterhaltungen und musste auch öfters nachfragen als andere. Doch mit dem Thema beschäftigen wollte ich mich nicht. Viel zu schrecklich fand ich die Vorstellung, ich könnte so „schlimm“ schwerhörig werden wie meine Mutter. Andererseits wollte ich meine Mama, die so sehr unter ihrem eigenen Hörverlust und der Sorge, ihre Schwerhörigkeit an eines ihrer Kinder weitergeben zu haben, litt, nicht noch mehr belasten“, so Christiane weiter. Hinzu kam, dass sie trotz ihrer Hörprobleme mitten im Leben stand. Ihr Studium hatte sie bereits erfolgreich absolviert und arbeitete in einem Job, der ihr viel Freude bereitete. Sie war mit einem wunderbaren Mann verheiratet, hatte viele Freunde und führte ein erfülltes Leben: Worüber sollte sie sich also beschweren?

Und so verdrängte sie jedes Erlebnis, das auf ihre eigene Hörminderung hinwies. Wann immer es zu Verständigungsschwierigkeiten kam, hatte sich Christiane verschiedene Strategien zurechtgelegt: Manche Situationen vermied sie ganz bewusst. Beruflich bewarb sie sich auf Stellen mit möglichst wenig Publikumsverkehr. Bei Unterhaltungen war sie stets gut vorbereitet und extrem aufmerksam. Wann immer möglich, achtete sie darauf, ihren Mann an ihrer Seite zu haben, der ihr im Notfall soufflierte. So blieb ihr Hörverlust bei vielen unbemerkt. Doch wie schon bei ihrer Mutter Waltraud, verschlimmerte sich Christianes Hörverlust zusehends – nur sehr viel schneller. Schließlich suchte Christiane doch eine HNO-Ärztin auf – aus einem Gefühl der Stärke heraus, wie sie selbst sagt: „Erst als ich selbst Mutter war, voller Glück und Dankbarkeit für alles, was mir geschenkt worden war, fand ich die Kraft, zu einem Hörtest zu gehen. Das Ergebnis war ein Schock! Eine wenig sensible Arzthelferin fragte mich danach, wo denn meine Hörgeräte seien. Ich war 36 Jahre alt und diese Frau hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass ich jetzt irgendwo meine Hörgeräte aus dem Handtäschchen zaubern würde. In diesem Moment wurde mir klar, was meine Testergebnisse bedeuteten mussten. Nämlich, dass ich tatsächlich schon relativ stark schwerhörig war“, beschreibt Christiane den Moment der Diagnose.

Mit 42 Jahren wurde sie schließlich mit Hörgeräten versorgt. Doch konnten diese, wie schon zuvor bei ihrer Mutter, nichts ausrichten. Denn trotz Hörgeräten wurde es beruflich zunehmend anstrengender für die Fachjuristin. Vor allem Telefonate waren extrem herausfordernd. Jedes Zuhören sowie die ständige Angst vor Missverständnissen mit großer Tragweite belasteten Christiane enorm. Und auch in ihrem Alltag als Mutter gab es immer wieder schwierige Situationen: „So konnte ich zum Beispiel schon nicht immer hören, wenn unsere jüngste Tochter als Baby in ihrem Bettchen geweint hat. Auch hatte ich ständig Angst, irgendeinen wichtigen Signalton nicht zu hören. Besuche beim Zahnarzt, der immer Mundschutz trug, waren eine Tortur. Ich fühlte mich oft als Mutter unzureichend“, beschreibt Christiane ihre belastende Situation. Auch die Sorge, dass der ausbleibende Hörerfolg ihrer Hörgeräte an ihr selbst liegen könnte, setzte Christiane zusätzlich unter Druck: „Was, wenn ich mich einfach nicht genug anstrengte?“ –  ein Gedanke, der zum treuen Begleiter wurde.

„Als ich mich schließlich für meine Mutter informierte, war mein eigener Hörverlust schon fortgeschritten genug, um nachvollziehen zu können, was meine Mutter nun schon so lange zu ertragen hatte, aber noch nicht so schlimm, dass ich dachte, ich sei selbst schon eine Kandidatin für ein Cochlea-Implantat. Ich war sicher, dass ein solches Hörsystem nur für Menschen wie meine Mutter, die (nahezu) vollständig ertaubt sind, in Frage käme“, erklärt Christiane, den Grund, warum sie so lange selbst nicht über ein Hörimplantat nachgedacht hatte.

Mit 50 Jahren schließlich war Christianes Schwerhörigkeit so gravierend, dass sie am Deutschen HörZentrum in Hannover eine CI-Sprechstunde aufsuchte. „Dort behandelte mich eine sehr nette Ärztin, die mir nach den Hörtests den wunderbar erlösenden Satz sagte: „Wer hat Ihnen denn Hörgeräte verpasst? Die bringen Ihnen bei Ihrer partiellen Ertaubung gar nichts!“. In diesem Moment fiel eine unglaubliche Last von mir ab, denn ich war bis dahin überzeugt, dass ich den fehlenden Erfolg der Hörgeräte verantwortete“, erinnert sich Christiane. Die Gewissheit, dass ihr Hörverlust weder mit Hörgeräten zu kompensieren, noch durch irgendeine Maßnahme aufzuhalten war, der zunehmende Leidensdruck und die Tatsache, dass ihre Mutter durch ihre Hörimplantate in großen Teilen wieder ganz unbeschwert am hörenden Leben teilhaben konnte, überzeugten Christiane schließlich sich ebenfalls einer Implantation zu unterziehen. 2018 erfolgte die Versorgung des rechten Ohres, drei Jahre später, im Herbst 2021, folgte die linke Seite.

Und wie bei Ihrer Mutter, war diese Entscheidung lebensverändernd. „Anfänglich konnte ich viele Geräusche hören, die ich gar nicht zuordnen konnte. Zum Beispiel sah ich, dass in einem Kinderwagen ein Baby weinte, es hörte sich aber ganz fremd an und ich hätte es nicht vom Geräusch einer Bohrmaschine oder einem Hubschrauber unterscheiden können. Auch hörte ich, dass sich Menschen unterhielten, drehte mich immer um, weil ich dachte, da steht jemand direkt hinter mir. Tatsächlich fand die Unterhaltung aber in größerer Entfernung statt. Das war schön und irritierend zugleich. Und ich hörte das Geräusch des Blinkers im Auto, von dem ich völlig vergessen hatte, dass es überhaupt existiert“, beschreibt die zufriedene Hörimplantat-Trägerin ihre ersten Hörerfolge. Eine anschließende Reha unterstützte Christiane zusätzlich, um insbesondere auch wieder ein Sprachverstehen zu erreichen. „Heute arbeite ich in Vollzeit als Diplom-Rechtspflegerin am Amtsgericht. Der Beruf macht mir große Freude und ich bekomme viel positives Feedback. Ich fühle mich nun auch wieder erheblich wohler unter Menschen. Unsere freie Zeit verbringen mein Mann und ich gerne mit der Familie und unseren Freunden. Auch das Skifahren genieße ich wieder sehr – vor allem, da ich auf der Piste wieder hören kann.“ Vieles, was vorher unmöglich war, ist für die Powerfrau heute wieder ganz selbstverständlich: etwa alleine zu Elternsprechtagen oder in ein Café zu gehen, Radio und Podcasts hören, Vorträge, Kino-, Theater- und Konzertbesuche genießen, Telefonieren, Video-Calls oder in gut gefüllten und lärmenden Restaurants und Kneipen ein Gespräch zu führen. Ganz normale Dinge eben, in einem ganz normalen Leben.

Doch nicht nur für Christiane glich die erfolgreiche Behandlung ihres Hörverlustes einem Befreiungsschlag. Denn die Sorge und Konsequenzen einer möglicherweise vererbten Schwerhörigkeit an die nachfolgende Generation schwebte viele Jahre wie ein Damoklesschwert über der Familie: „Durch die Entscheidung meiner Oma und Mutter für eine Hörimplantat-Versorgung wurde der Teufelskreis der Angst vor totalem Hörverlust für mich durchbrochen. Zwar habe ich nach wie vor Respekt vor dieser Erkrankung, weiß aber jetzt um mögliche Optionen, die uns Kindern offenstehen, falls es dazu kommen sollte“, reflektiert Christianes Tochter Katharina, die auch für sie lange so belastende Situation. Das Wissen um Behandlungsmöglichkeiten, auch wenn Hörgeräte nicht mehr helfen, war eine Erleichterung für Mutter und Tochter gleichermaßen, die auch die Kommunikation rund um das Thema Schwerhörigkeit innerhalb der Familie verändert hat. Denn erst mit ihrer eigenen CI-Versorgung konnte Christiane eine mögliche Vererbung der Erkrankung bei ihrer Tochter thematisieren.

Eines hat sich durch ihre Hörimplantate jedoch nicht verändert: der starke Zusammenhalt zwischen Müttern und Töchtern - und dem ganz besonderen Band, das alle drei Generationen miteinander verbindet. So unterstützen sich Christiane und Waltraud auch heute noch gegenseitig, wenn es in der ein oder anderen Hörsituation doch etwas herausfordernder sein sollte. „In solchen Momenten verstehen wir uns einfach ohne Worte und sind gewissermaßen Verbündete, die füreinander eintreten“, so Christiane mit einem Augenzwinkern und ihre Mutter fügt hinzu: „Da Christiane selbst mit Hörimplantaten versorgt ist, können wir uns prima austauschen und von der Erfahrung der jeweils anderen profitieren. Gerade in technischen Belangen hilft mir meine Tochter oft weiter. Aber auch meine Enkelkinder sind immer für mich da, zeigen viel Verständnis und wiederholen geduldig gerne das Gesagte, sollte ich doch einmal etwas nicht sofort verstanden haben.“

In einem sind sich Christiane und Waltraud übrigens heute wie damals einig: Dem Leben und allen Aufgaben, die es für einen bereit hält, stets mutig, voller Vertrauen und Zuversicht zu begegnen. Ihre Hörimplantate sind der beste Beweis und ein Geschenk, das ihnen so vieles ermöglicht.

Stand: April 2022

 

Patientengeschichte zum Download

 

Honorarfreie Bilder zum kostenlosen Download finden Sie im Bildarchiv unter:
http://www.comeo.de/pr/kunden/med-el/bildarchiv.html


Über MED-EL

MED-EL Medical Electronics, führender Hersteller von implantierbaren Hörlösungen, hat es sich zum vorrangigen Ziel gesetzt, Hörverlust als Kommunikationsbarriere zu überwinden. Das österreichische Familienunternehmen wurde von den Branchenpionieren Ingeborg und Erwin Hochmair gegründet, deren richtungsweisende Forschung zur Entwicklung des ersten mikroelektronischen, mehrkanaligen Cochlea-Implantats (CI) führte, das 1977 implantiert wurde und die Basis für das moderne CI von heute bildet. Damit war der Grundstein für das erfolgreiche Unternehmen gelegt, das 1990 die ersten Mitarbeiter aufnahm. Heute beschäftigt MED-EL weltweit mehr als 2600 Personen aus rund 80 Nationen in 30 Niederlassungen.

Das Unternehmen bietet die größte Produktpalette an implantierbaren und implantationsfreien Lösungen zur Behandlung aller Arten von Hörverlust; Menschen in 140 Ländern hören mithilfe eines Produkts von MED-EL. Zu den Hörlösungen von MED-EL zählen Cochlea- und Mittelohrimplantat-Systeme, ein System zur Elektrisch Akustischen Stimulation, Hirnstammimplantate sowie implantierbare und operationsfreie Knochenleitungsgeräte.www.medel.com

Weitere Presseinformationen und Bildmaterial bei:

Jutta Tempel
COMEO GmbH Branding & Communications
Hofmannstr. 7A
81379 München
Tel: +49 (0)89 74 88 82 36
E-Mail: tempel@comeo.de
Internet: www.comeo.de/medel

Julia Kujawa
MED-EL Elektromedizinische Geräte Deutschland GmbH
Moosstraße 7 / 2.OG
82319 Starnberg
Tel: +49 (0)8151 77 03 73
E-Mail: Julia.Kujawa@medel.de
Internet: www.medel.de

 

Zurück

COMEO
Hofmannstraße 7A
81379 München


089-74 888 20

Impressum
Datenschutz
© COMEO 2024