„Jedes neue Wort, das Liam aussprach, war wie ein Salto in unserem Herzen“
Als ihr Sohn Liam mit zwei Jahren ertaubte, stand das Leben von Patrik Zumstein und seiner Frau Beatrice Kopf. Doch auf den Schock folgte Hoffnung: Denn ein Hörimplantat sollte Liam das Hörvermögen zurückgeben
Wenn das eigene Kind plötzlich taub ist: Patrik und Beatrice Zumstein kennen die Sorgen und Ängste, die Wut und Ohnmacht betroffener Eltern, denn all diese Gefühle haben sie einst selbst durchlebt. Als ihr Sohn Liam im Alter von zwei Jahren unerwartet das Gehör verlor, brach für die junge Familie eine Welt zusammen. Und doch versprach eine medizintechnische Revolution mit Namen Cochlea-Implantat Hoffnung und ermöglichte Liam bald darauf, was sich Mama und Papa am meisten für ihn wünschten: ein hörendes Leben.
Eine Lungenentzündung mit Folgen
Wie genau es zu Liams Hörverlust kam, darüber lässt sich heute nur mutmassen. Sicher ist jedoch, dass Liam 2010 hörend geboren wurde, denn das Neugeborenen-Hörscreening zeigte damals keine Auffälligkeiten. Auch seine sprachliche Entwicklung verlief zunächst altersgemäss. Als Liam jedoch in Folge einer Lungenentzündung im Rahmen eines stationären Spitalaufenthaltes mit Antibiotika behandelt wurde, stellten Patrik und Beatrice Zumstein bei seiner Entlassung erstmals Veränderungen an ihrem Sohn fest: „Liam konnte sich schon immer sehr gut selbst beschäftigen. Doch wenn er nun alleine in seinem Zimmer spielte, kam er immer wieder schauen, ob wir noch da waren“, erinnert sich sein Vater an die ersten Auffälligkeiten zurück. Vermutlich hatte der Hörverlust zu diesem Zeitpunkt bereits eingesetzt, ist sich Patrik Zumstein heute sicher: „Mittlerweile wird auch vermutet, dass gewisse Antibiotika bei Säuglingen schädlich sein können.“ Ob jedoch tatsächlich das Antibiotika verantwortlich für Liams Hörverlust ist, wird für immer unklar bleiben.
Vom vagen Gefühl zur lebensverändernden Realität
Mit der Zeit erhärtete sich bei Liams Eltern der Verdacht, dass mit dem Gehör ihres kleinen Jungen etwas nicht in Ordnung sei. Um Liams Verhaltensänderung auf die Spur zu kommen, suchte die Familie schliesslich ihren Hausarzt auf. Dieser bestätigte die Vermutung einer Schwerhörigkeit und überwies die Zumsteins an einen HNO-Spezialisten. Nach einigen Tests diagnostizierte dieser, dass Liam unter einer Lautstärke von 100 Dezibel praktisch taub sei und damit beispielsweise nicht einmal Geräusche in der Intensität eines Presslufthammers wahrnehmen könne. „Bei der Erörterung der Diagnose empfahl mir der behandelnde Arzt, dass ich mich setzen solle. Da bestätigte sich mein schlimmster Verdacht. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und weinte wie ein kleines Kind“, beschreibt der damals verzweifelte Familienvater noch heute mit belegter Stimme den Moment, den ihre Familie für immer verändern sollte. Für Beatrice Zumstein, die zu diesem Zeitpunkt mit ihrem zweiten Kind schwanger war, war der Schock so gross, dass ihre Wehen verfrüht einsetzten und Liams Bruder früher als geplant zur Welt kam.
Zwischen Hilflosigkeit und Hoffnung
Mit der Diagnose kamen Wut, Trauer, Ohnmacht und vor allem ganz viele Ängste: Was würde als nächstes kommen? Wie wird Liam die Gebärdensprache meistern? Muss die Familie das Wallis verlassen, damit Liam eine für ihn passende Schule besuchen kann? Kann auch das zweite Kind gehörlos sein? Doch im Inselspital Bern gab man Liam und seinen Eltern schnell Hoffnung. Nach entsprechenden Tests, die zeigten, dass sein Hörnerv noch intakt war, rieten die Ärzte zu einem Cochlea-Implantat (CI). Denn die Hörgeräte, die Liam vier Monate trug, blieben wirkungslos. „Meine Frau und ich wollten beide, dass Liam wieder hören kann. Und so packten wir unsere Sachen und fuhren nach Bern. Zwei Tage nach dem Gespräch erhielt Liam sein erstes CI.“ Zuvor hatten Patrik und Beatrice bereits Kontakt mit einer Familie aus dem Oberwallis aufgenommen, die bereits Erfahrungen mit Cochlea-Implantaten hatten. Dieser Austausch bestärkte die Eltern zusätzlich in ihrer Entscheidung.
Kein Wunder, sondern Wissenschaft: Die Möglichkeiten der modernen Medizintechnik
Anders als ein Hörgerät, das alle Geräusche nur verstärkt und auf ein zumindest teilweise intaktes Hörorgan angewiesen ist, kann ein Hörimplantat die defekten Teile im Gehör umgehen und so Betroffenen auch dann ein Hören ermöglichen, wenn konventionelle Hörhilfen nicht mehr greifen. Die am häufigsten eingesetzten Hörimplantate sind sogenannte Cochlea-Implantate. Diese bestehen aus zwei Teilen: Dem internen Implantat, das chirurgisch unter der Haut hinter dem Ohr platziert wird und dem externen Audioprozessor, der entweder - ähnlich wie ein Hörgerät - hinter dem Ohr getragen wird oder als Single-Unit-Prozessor, der optisch einem Knopf ähnelt, per Magnetkraft direkt mit dem Implantat verbunden ist.
Endlich wieder hören können
Und so erhielt Liam im Mai 2012 auf dem rechten Ohr sein erstes CI. Der Eingriff verlief problemlos und bereits bei der Erstanpassung, wenige Wochen nach dem Einsetzen des CIs konnte der frischgebackene Nutzer schon etwas hören: „Bei der Erstanpassung blickte Liam zuerst mit grossen Augen um sich. Je mehr Töne ihm vorgespielt wurden, desto mehr lachte er, er strahlte richtig! „Mama“, „Papa“, „nein“ waren bald seine ersten Worte mit dem Hörimplantat“, so Patrik Zumstein heute glücklich. Mit jeder weiteren Anpassung machte Liam Fortschritte. Auch deshalb entschieden sich seine Eltern dazu, das linke Ohr mit einem CI versorgen zu lassen. Nun beidseitig implantiert, entwickelte sich Liams Hör- und Sprachvermögen noch schneller: „Durch das zweite Implantat kann Liam nun Stereo hören und so auch von hinten einschätzen, aus welcher Richtung ein Ton kommt“.
Leben mit einem Cochlea-Implantat
Um seine Entwicklung noch besser zu fördern, besucht der älteste von insgesamt drei Brüdern einmal wöchentlich eine Audiotherapie und nahm zwei Jahre lang auch Logopädiestunden. Dank seiner Hörimplantate konnte Liam übrigens nicht nur an einem Regelkindergarten teilhaben, sondern besucht aktuell auch die Primarschule: „In der Schule nutzt das Lehrpersonal technische Hilfsmittel wie die FM Anlage. Das hilft Liam sehr und wir sind überglücklich, dass er die Primarschule so gut meistert. Jedes Jahr zum Schulanfang ruft die Lehrerin den Mitschüler*innen die Verhaltensregeln im Umgang mit Liams Cochlea-Implantaten in Erinnerung. Die Kinder wissen, dass sie ihm die Prozessoren nicht wegnehmen dürfen. Es gab nie Zwischenfälle, im Gegenteil. Die Freunde helfen sich gegenseitig, auch in schulischen Belangen. Belästigt oder gar gehänselt wurde Liam wegen seiner Hörminderung nie“, betont Patrik Zumstein zufrieden.
Unbeschwert aufwachsen
Doch auch in seiner Freizeit profitiert Liam von seinen CIs. Ob Rumtoben mit seinen beiden jüngeren Geschwistern, Bogenschiessen, Hockey oder seit diesem Herbst Basketball, all diesen Hobbies kann der sportbegeisterte Schüler problemlos nachgehen. Lediglich beim Schwimmen würde er sich eine bessere Lösung wünschen, denn die Audioprozessoren müssen entweder in einer wasserdichten Schutzhülle verpackt oder vor dem Sprung ins Wasser abgenommen werden. Doch davon abgesehen, kommt Liam in seinem Alltag gut zurecht und weiss sich zu behaupten. „Wir würden die Entscheidung jedes Mal wieder so treffen – aus tiefster Überzeugung. Man sollte die Technologie nutzen, die einem angeboten wird“, so Patrik Zumstein – denn sie ermöglichen Liam, was für jedes Kind selbstverständlich sein sollte: unbeschwert aufzuwachsen in einer hörenden Welt.
Stand: Oktober 2021
Über MED-EL
MED-EL Medical Electronics, führender Hersteller von implantierbaren Hörlösungen, hat es sich zum vorrangigen Ziel gesetzt, Hörverlust als Kommunikationsbarriere zu überwinden. Das österreichische Familienunternehmen wurde von den Branchenpionieren Ingeborg und Erwin Hochmair gegründet, deren richtungsweisende Forschung zur Entwicklung des ersten mikroelektronischen, mehrkanaligen Cochlea-Implantats (CI) führte, das 1977 implantiert wurde und die Basis für das moderne CI von heute bildet. Damit war der Grundstein für das erfolgreiche Unternehmen gelegt, das 1990 die ersten Mitarbeiter aufnahm. Heute beschäftigt MED-EL weltweit mehr als 2500 Personen aus rund 80 Nationen in 30 Niederlassungen.
Das Unternehmen bietet die größte Produktpalette an implantierbaren und implantationsfreien Lösungen zur Behandlung aller Arten von Hörverlust; Menschen in 140 Ländern hören mithilfe eines Produkts von MED-EL. Zu den Hörlösungen von MED-EL zählen Cochlea- und Mittelohrimplantat-Systeme, ein System zur Elektrisch Akustischen Stimulation, Hirnstammimplantate sowie implantierbare und operationsfreie Knochenleitungsgeräte.www.medel.com
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