Seltene Äpfel von alten Streuobstwiesen


Regen, 15. Juli 2022 (jt) – Gut 150 Tonnen knackig frische Äpfel werden jährlich auf den Streuobstwiesen im Lallinger Winkel im Bayerischen Wald geerntet. Hier, in der Obstschüssel Bayerns, wie die 200 Quadratkilometer Hügellandbucht auch genannt wird, dreht sich tatsächlich alles um Äpfel. Die rund 70 Streuobstwiesenbauern der Region kennen sich mit Äpfeln bestens aus – vom Anbau bis hin zur Verarbeitung des Obstes zu köstlichem Most oder traditionellem Apfelkuchen.

Der Apfel gilt schon immer als symbolträchtige Frucht ©congerdesign | Pixabay

Alles begann mit dem St. Gunther, der 1006 in das nahegelegene Benediktinerkloster Niederaltaich eintrat und durch sein Einsiedlertum auch dazu beitrug, dass während der eineinhalb Jahrhunderte dauernden ersten Rodungsperiode zahlreiche Ortschaften im Bayerischen Wald angelegt wurden. Das Kloster nutzte die günstigen klimatischen Bedingungen der Region für den Obstanbau und ließ von den Siedlern Äpfel und Birnen kultivieren. Heute stehen im Lallinger Winkel nicht nur rund 5.000 Apfelbäume, es ist auch der Sitz des Streuobstwiesenkompetenzzentrums, das mit der Hochschule Weihenstephan kooperiert.

Eine kleine (Gunther) Apfel-Kunde

Der Apfel als Symbol

Der Apfel gilt schon immer als symbolträchtige Frucht © congerdesign | Pixabay

Der Apfel gilt als Symbol für Liebe, Glück, Fruchtbarkeit, Weiblichkeit, Weisheit, Unsterblichkeit und Vollkommenheit. Laut Altem Testament steht die sinnlich-verführerische Frucht gar stellvertretend für den menschlichen Sündenfall. Die Kelten verehrten den Apfelbaum als einen von sieben heiligen Bäumen, die nicht angerührt werden durften. Bereits in der Antike wurden Apfelbäume kultiviert und veredelt. Schon früh verbanden die Menschen mit den Äpfeln eine Symbolik des Lebens, der weiblichen Kraft und Fruchtbarkeit. Liebesgöttinnen wurden mit einem Korb voller Äpfel dargestellt. In Griechenland galt der Fruchtbarkeitsgott Dionysos als Schöpfer des Apfelbaumes. Er widmete Aphrodite den Apfel als Sinnbild der Liebe und Schönheit. Auch in China steht der Apfel für Frieden und Eintracht, wird aber auch mit der weiblichen Schönheit assoziiert.

Der Heilige Gunther und der Gunthersteig – und 100 Apfelbäume entlang des Wegs

Wanderer auf dem 160 Kilometer langen Pilgerwanderweg © woidlife

Noch zu Lebzeiten des Heiligen Gunther (955 – 1045) entwickelte sich um seine Person ein gewisser „Hype“. Sein Wissen und seine Weisheit schätzten sogar Könige und Kaiser. Als Mönch lebte er u.a. im Kloster Niederaltaich. Viele Gläubige suchten seinen Rat und folgten ihm, als er sich mehr und mehr in den Bayerischen Wald zurückzog, um sich als Einsiedler ganz auf seinen Glauben zu konzentrieren. Heute wandern Pilger und Naturfreunde auf dem Gunthersteig von Niederalteich bis nach Blatná in Tschechien durch den Bayerischen - und Böhmerwald, um an Gunthers Wirkstätten und seinem Todesort Seelenheil zu erbitten. Der 160 Kilometer lange Pilgerwanderweg ist in neun Tages-Etappen gut zu bewältigen. Zur Eröffnung des Pilgerwegs im Jahr 2021 wurden rund 100 Gunther-Apfelbäume entlang der Wegstrecke gepflanzt. Sobald die Bäume die ersten Früchte tragen, dürfen sich die Wanderer selbst bedienen und sich mit einem „Apfel to go“ als Wegzehrung stärken.

Die Streuobstwiesen im Lallinger Winkel

Die Streuobstwiesen am Lallinger Winkel bei Morgentau © Peter Gruber - BIO-Streuobst Gruber

Der Streuobstanbau gehört zu den ältesten Kulturformen in Niederbayern. Vor rund zweitausend Jahren brachten die Römer das Wissen zur Obstbaumkultur mit und führten Obstarten wie Äpfel und Wein in das Gebiet zwischen Passau und Regensburg ein. Seit gut 1300 Jahren prägen die Streuobstwiesen die bäuerliche Kulturlandschaft im Lallinger Winkel. Sie sind eine traditionelle Form des Obstanbaus, bei der Bäume verschiedener Obstarten und -sorten bunt verstreut auf Grünland stehen. Diese eher zufällige Anordnung der Bäume gibt den Wiesen ihren Namen. Streuobstwiesen liefern nicht nur gesundes, regionales Obst, sie sind auch wertvoller Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und als Ausgleichsflächen für Grünland- und Ackernutzung wichtig.

Das Streuobstwiesenkompetenzzentrum von Lalling

Der Apfel zählt zum beliebtesten Obst der Deutschen © Landratsamt Deggendorf

Um die Streuobstregion Lallinger Winkel zu fördern sowie die Streuobstbestände zu sichern und zu nutzen, wurde 2020 in Kooperation mit der Hochschule Weihenstephan Triesdorf das Projekt „Streuobstwiesen-Kompetenzzentrum“ geschaffen. Hier werden Wissen, Forschung und praktische Anwendung miteinander verknüpft und für die Bereiche Anbau, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst, von Natur und Artenschutz und Tourismus genutzt.

Der grün-gelbe Gunther-Apfel – eine Apfelsorte, die es nur im Lallinger Winkel gibt

Die Apfelernte in vollem Gange © Peter Gruber - BIO-Streuobst Gruber

Im Lallinger Winkel werden über 50 verschiedene Apfelsorten angebaut. Auch seltene und alte Sorten, die fast gar nicht mehr angebaut werden wie Fromms Goldrenette, Gravensteiner oder Sommermaschanzker. Einen Apfel gibt es tatsächlich nur hier: den Lallinger St. Gunther-Apfel – eine Sorte zur Huldigung des St. Gunther und dessen Bedeutung für die Region. Die besondere Obstsorte haben Maria und Peter Gruber, Gründer der IG-biozertifiziertes Streuobst Lallinger Winkel GbR zusammen mit dem Pomologen Josef Nagl aus einem Zufallssämling historischer Apfelsorten gezüchtet. Der Gunther-Apfel schmeckt süß, ist wegen seiner feinen Säure jedoch eher schwach aromatisch und eignet sich hervorragend zum Backen von Kuchen.

Erst Geschichte, dann Genuss

Frisch aus dem Ofen! Der saftige Apfelkuchen mit Baiserhaube © Oldiefen | Pixabay

Auf dem Gunthersteig kommen die Pilger auch am wohl kleinsten Freilichtmuseum im bayerisch-böhmischen Grenzgebirge vorbei: Das Bauernhausmuseum in Lindberg erweckt seit einigen Jahren mit viel Liebe und Leidenschaft das Leben vergangener Generationen neu. So können Wanderer in der multimedialen Dauerausstellung allerhand über das Leben im Bayerischen Wald um etwa 1000 n. Chr. erfahren, den Rodungsmönchen bei der harten Arbeit begegnen oder sich im Brechhaus gruseln und vergnügen. Anschließend lädt der Biergarten oder die gemütliche Gaststube der Museumsgaststätte „Bärenhöhle“ bei regionalen Köstlichkeiten zum Verweilen ein. Selbstverständlich gibt es hier auch selbstgebackenen Apfelkuchen zum Genießen. Josef Winter, Vorstand des Bauernhausmuseums Lindberg verrät sein persönliches Lieblingsrezept für einen gedeckten Apfelkuchen: „Ich nehme für diesen Kuchen gerne den Gunther-Apfel, aber auch andere Sorten wie Boskoop, Paradiesapfel oder Kaiser Wilhelm eignen sich sehr gut.“

Ein (Gunther-) Apfelkuchen-Rezept aus dem Bauernhausmuseum in Lindberg:

Wir bereiten zunächst einen Mürbeteig aus:

Mehl 200 gr.
Butter 120 gr.
Salz 1 Priese
Zucker 60 gr.
Ei 1


Für den Belag nehme ich:

Äpfel 1 kg süß säuerlich
Butter 50 gr.
Zucker 75 gr.
Calvados 2 EL
Vanillezucker 2 TL


Für die Haube brauchen wir:

Eiweiß 3
Zucker 100 gr.

 

Alle Zutaten für den Mürbeteig gut vermischen und zu einem geschmeidigen Teig kneten und in Frischhaltefolie gut 30 Min. im Kühlschrank ruhen lassen. Mit dem Mürbeteig eine Springform mit einem kleinen Rand auslegen. Die Äpfel schälen, vierteln, entkernen und in feine Spalten schneiden. In der Butter 5 Min. dünsten, dann mit Zucker, Calvados und Vanillezucker mischen und etwas abkühlen lassen und in die Form geben. Die gedünsteten Äpfel auf dem Kuchenboden verteilen und bei 180° C ca. 30 Min. backen. Für die Haube das Eiweiß mit dem Zucker sehr steifschlagen und kuppelförmig auf dem Kuchen verteilen. Bei gleicher Hitze nochmal mind. 20 Min. backen.

Die richtige Apfellagerung – gegen Lebensmittelverschwendung

Richtig gelagert, halten die roten Früchte bis zu einem Jahr © Peter Gruber - BIO-Streuobst Gruber

Für diejenigen, die ihr Obst nicht direkt zu einem Kuchen verarbeiten können, hat die Apfel-Expertin Maria Gruber einen nützlichen Tipp: „Lieber richtig lagern, als wegwerfen! Wer Äpfel richtig lagert, kann sie sogar bis zu einem Jahr aufbewahren, ohne dass sie faul und runzelig werden“. Besonders gut halten sich die Äpfel an einem dunkeln, kalten und feuchten Ort, wie zum Beispiel einem unbeheizten Keller. Dabei sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass die Früchte einzeln aufgereiht sind und sich nicht berühren.

Statt ständiges Bücken und lästiger Rücken – lass den Obstigel ran!

Im Herbst können die Äpfel geerntet werden © Peter Gruber - BIO-Streuobst Gruber

Schon in wenigen Monaten steht die nächste Apfelernte an. Fallobst, wie zum Beispiel der Gunther-Apfel, muss dann zügig aufgelesen werden. Das ständige Bücken kann dann leicht „in den Rücken gehen“. Die Streuobstwiesenbauern aus dem Lallinger Winkel sind clever – sie setzen einen Obst-Igel ein. Nein, kein stacheliges Tier, sondern ein mechanisches Auflesegerät. Zwei Räder bringen eine mit Drahtstiften besetzte Trommel ins Rollen, die die Früchte am Boden aufspießt und direkt in zwei Auffangkisten befördert. Das Gerät eignet sich besonders für Streu- oder Fallobst, die angepieksten Früchte können so schnell weiterverarbeitet werden – zum Beispiel zu köstlichem Apfelmost.

 

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Über das ARBERLAND:

Das ARBERLAND im Bayerischen Wald ist eine Urlaubsregion mit 24 kleineren bis mittelgroßen, bekannteren und weniger bekannteren Feriengemeinden rund um den Großen Arber. Es steht für Wald, intakte Natur, Brauchtum, Tradition, Glas-Herstellung/Kunst und Kulinarik/regionale Küche. Der Name „ARBERLAND“ unterstreicht die regionale Nähe zum Großen Arber, dem höchsten Berg des Bayerischen Waldes. Urlaubern jeder Altersgruppe stehen hier vielfältige Erlebniswelten zur Wahl: von Outdoor-Abenteuern (Wandern, Reiten, Mountainbiken, Winter-Aktivitäten uvm.) über authentische Naturerlebnisse, regionaler Küche bis zu Kultur und Brauchtum.

www.arberland-bayerischer-wald.de

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